Meine Zuhörerinnen und Zuhörer, das Weihnachtsfest ist in unserem Kulturkreis, aber wohl auch
in unserer Klimazone deswegen so herausragend und ein Zielpunkt besonderer Freude und Erwartung,
weil abgesehen vom kulturellen Christlichen Kulturkreis und seinen Inhalten, freilich
auch vom Klima her, es nie Zeit ist, da die kurzen Tage wieder anfangen lichter und heller
zu werden.
Und seit Alters her hat man vielerlei Grund, sich auf dieses Fest zu freuen.
Wir wissen alle, dass dieses Fest in den Familien seit langem geplant und auf dieses Fest hin
gespart wird und man macht sich relativ viele Gedanken.
Man darf wohl sagen, dass vielleicht das Beste gerade gut genug ist für das Weihnachtsfest.
Und wie vielleicht auch hier auf dieser Abbildung aus dem Jahre 1840, wo eine süddeutsche Weihnacht
beschrieben wird, durften wir annehmen, dass die gute Stube aufgeräumt wurde, dass sie
eingeheizt wurde und dergleichen mehr.
Aber Weihnachten hatte schon immer eine Bedeutung, die hinausgeht über Dinge, die wir uns alltäglicherweise
so recht gar nicht vorstellen.
Ich denke eben daran, was das Thema heute ausmachen soll, nämlich an die Weihnachtsgewürze.
Und diese haben in der Tat nicht nur in unserem Kulturkreis, sondern auch in unserer Region,
speziell auch im Raum Erlangen, Nürnberg, Fürth, eine ganz besondere Bedeutung.
Was wir hier sehen, ist eine Zeichnung aus dem Jahre 1853 und es zeigt in Nürnberg den
Gewürzkrämer Perchthold-Kromer, der Uslaub genannt wurde und der hier unter der Nürnberger
Burg, vermutlich in der Krämersgasse, seinen Standel aufgeschlagen hat und hier sehr wertvolle
Gewürze anbietet.
Was es im Einzelnen ist, ist wohl schwer zu sagen, ich kann mir aber nur vorstellen, dass
dies, was ich hier mit dem Pfeil andeute, die Früchte des Muskaten aus Nussbaumes sein
müssen, denn etwas vergleichbar Großes und Rundes gibt es ja unter Gewürzen nicht.
Das Ganze ist aber doch auch ein Hinweis darauf, dass hier in einer Zeit, die weit zurückliegt,
doch schon Gewürze gehandelt wurden, die von ganz weit her geholt werden mussten, aus
einem fernen Kontinent, aus einer fernen Klimazonne, konkret aus den Tropen.
Dies ist nun der Tropengürtel der Erde und unterscheidet sich ganz wesentlich von dem
Thema, das wir in unserem Kulturkreis haben und selbstverständlich sieht das Weihnachtsfest
dort unten auch ganz anders aus.
Das ist aber auch ein Grund dafür, dass ich Ihnen etwas sagen möchte zum Tropengürtel
der Erde aus der Sicht eines Biologen.
Schauen Sie, in diesem Tropengürtel konnte die Entfaltung der Formen pflanzlicher oder
tierischer Art sehr viel schneller und sehr viel effektiver erfolgen.
Nicht zuletzt deswegen auch, weil wir wissen, dass es in den Tropen keine Eiszeit gab.
Vor 14.000 bis 15.000 Jahren fing gerade an, bei uns das Eis abzuschmelzen und hier war
Null, was den Pflanzen und Tierreich anging.
Langsam wanderte das wieder ein.
Die Tropen sind aber begünstigt auch ferner noch dadurch, dass wir dort keine Jahreszeiten
haben, dass es dort eben kein Frühlingssommer und Winter gibt.
Wenn wir von Jahreszeiten je nach Lage sprechen wollen, dann höchstens so, dass wir gewisse
Regenzeiten ausmachen können.
Entscheidend aber bleibt für das Klima in den Tropen, dass wir dort hohe Temperaturen
haben und dass es eben ja ein Jahr aus zwölf Tage lang hell ist.
Das nennt man den Kurztag im Gegensatz zum Langtag, den wir im Hochsommer bei uns wiederum
haben, weil wir 16 Stunden Licht verzeichnen dürfen.
Das ist in den Tropen niemals der Fall.
Da haben wir immer nur zwölf Stunden hell.
Das sind Bedingungen, die ideal sind für die Entwicklung von pflanzlichen Formen und
hier nimmt es nicht Wunder, dass eben die Üppigkeit und die Vielfalt der Tropen geradezu
Presenters
Prof. Dr. Karl Knobloch
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:25:22 Min
Aufnahmedatum
2004-12-09
Hochgeladen am
2017-07-04 15:59:06
Sprache
de-DE
Das Weihnachtsfest soll in die dunkleren und kalten Tage mehr Freude bringen; für Duft und Geschmack sorgen dann die Weihnachtsgewürze. Schon vor Jahrhunderten waren mühe- und gefahrenvolle Handelswege erkundet worden, um vom Morgenlande, aus den Subtropen und Tropen, noch unbekanntes Aroma zu holen. Gewürze aus dem Orient waren so sehr begehrt, dass Europas Seefahrernationen über Jahrhunderte im Fernen Osten untereinander Kriege austrugen, um damit die Herrschaft über den Gewürzanbau dort und über den Gewürzhandel zu erringen (Gewürz-Kriege). Zimt, Gewürz-Nelken, Pfeffer u.v.a.m. wurden an den Höfen Europas wie mit Gold aufgewogen. Die Gewürze des Orients haben eine inhaltsreiche Geschichte. Und mit ihrem kräftigen Aroma unterstützen sie - heute wie früher - täglich unser Wohlbefinden. Dies bewirken die im ätherischen Öl vorhandenen aktiven Bestandteile, besonders die biologisch kräftig wirksamen substituierten phenolischen Komponenten.